Der Tag des Heiligen Martin rückt näher, somit auch die alljährliche Martinigans. Es sollen ja damals laut schnatternde Gänse den Heiligen Martin verraten haben, und somit wurde er gefunden und zum Bischof geweiht. Das ist natürlich eine Legende.
Dabei schafft es doch tatsächlich, die eine oder andere Kindheitserinnerung wieder aus der Versenkung in die Gegenwart, und ist eine mögliche Erklärung dafür, warum ich ebenfalls die Martinigans "zum Fressen" gerne mag.
Ich hab als Kind so gut wie alle Sommerferien im Waldviertel bei meinen Großeltern verbracht. Diese Zeiten gehören nach wie vor zu den allerschönsten in meinem nun doch schon ein paar Tage
andauerndem Leben.
Wie darf man sich den kleinen Peter also vorstellen: relativ klein und schmächtig – ich war immer sauer, wenn in der Volksschulzeit der Kleinste in meiner Klasse krank war, denn da war ich
der Kleinste, und somit beim Turnunterricht der letzte in der Reihe. Hellblonde Haare, blaue Augen und ständig ein freches Grinsen im Gesicht. Dazu vorlaut, dass es für zwei gereicht
hätte. Dabei aber Gott sei Dank flink genug, dass ich mich im Fall der Fälle immer schnell genug in Sicherheit gebracht hab. Hin und wieder war das auch wirklich vonnöten.
Und dann war da hinter dem Haus meiner Großeltern ein Wildbach, mit wahrhaft riesigen, wilden Bachforellen. Ich fischte immer nur auf einer Seite des Baches, die andere Seite des Baches war für
mich tabu – laut dem ungeschriebenen Gesetz meiner Oma. Warum war das so? Ganz einfach: auf der anderen Seite des Baches war das Haus meiner Großtante, aber mit der war meine Oma seit vielen
Jahren zerstritten. Keiner wusste den Grund dafür, ich glaube, nicht einmal mehr meine Oma. Ich hatte das auch nicht zu hinterfragen, ich musste mich nur daran halten. Normalerweise tat ich das
auch. Nooormaaleerweeiiise…….
Es war nämlich damals schon so, dass die richtig großen Forellen, die echten Riesen, immer auf der anderen Seite des Baches sind. Wie also dort hingelangen, ohne Angelrute mit Blei, Schnur und
Wurm? Nur mit meinen flinken, durch die Koppen trainierten Hände bewaffnet? Als Kinder waren für uns Kinder die Koppen sehr gute Trainingspartner zum Schwarzfischen mit der Hand. Und wir waren
wirklich gut darin....
Richtig! Ich musste rüber, koste es, was es wolle. Meine Oma hatte im Haus zu tun, sonst war auch niemand zu sehen, außer den Hühnern und den in der Zwischenzeit noch weiter gewachsenen, riesigen
Bachforellen, und was halt sonst noch so an Getier unterwegs war (es war rundherum nur Wald). Die Luft war also rein, und schon war ich auf der anderen Seite des Baches, dort wo die richtig
riesigen Viecher hausten….
Und sie waren tatsächlich da: Eine größer als die andere, jede Bewegung Respekt einflößend und sie kamen mit lauten, furchterregenden Geräuschen rasend schnell auf mich zu.
Moooment – Geräusche?
Verdammt, ich hatte im Jagdeifer die Gänse meiner Großtante vergessen. Wer jemals in Augenhöhe – ich war ja wie gesagt, nicht der Größte – diesen Ungeheuern gegenüber gestanden hat, wer jemals
miterlebt hat, mit welcher Vehemenz diese Viecher ihr Revier verteidigen, der weiß, wie schwer die eigenen Beine vom Boden zu lösen sind. Keine Ahnung, woher dieses viele Blei in meinen Beinen so
plötzlich gekommen ist. Irgendwie ist es mir dann doch gelungen, die Flucht zu ergreifen….
Das Ergebnis dieses Jagdausfluges könnt ihr euch wahrscheinlich denken. Das waren keine Fische, dafür aber blaue Flecken von den Gänsen, und die eine oder andere gerötete Stelle wie von Hand
geschrieben (auch die Umrisse passten) auf meinem Hintern – ich hatte ja das ungeschriebene Gesetz meiner Oma gebrochen. Das tat ich nie mehr, wenigstens nicht mehr, wenn die Gänse frei
waren.
Ja, wirklich GANS dumm gelaufen.
Diese Gegend ist übrigens auch heute noch mein Jagdrevier, allerdings auf Schwammerl. Und die riesigen Bachforellen sind in Wahrheit kleine Zwerge, auch damals lag die Durchschnittsgröße bei 20 bis maximal 25 cm, aber Kinder sehen halt manches ein wenig anders …..
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