Immer wieder hört man - speziell von den Liebhabern der gespließten Fliegenruten - den Ausdruck "Seidenschnur", und kaum jemand kann sich darunter etwas vorstellen.
Herr Dr. Wolfram Schott hat dazu wohl eine der umfangreichsten und besten Abhandlungen verfasst, die ich je zu lesen bekommen habe.
Ich möchte Ihnen deshalb dieses Dokument nicht vorenthalten.
"Seidenschnüre benötigen viel zu viel Pflege!" Oft hört man diesen Satz, aber immer nur von Fliegenfischern, die keine Seidenschnur besitzen, bzw. diese auch fischen.
Was benötigt eine Seidenschnur: trocknen und fetten - fertig.
1. Fetten
Mittels eines kleinen Tuches wird MUCILIN, ein spezielles, farbloses Schnurfett sparsam auf die trockene (!) Schnur aufgetragen. Wird zuviel Fett aufgetragen, nimmt die Schnur viel leichter Schmutz, Pollen und Sand auf, dadurch können die Ringe und die Schnur selbst beschädigt werden!
Durch das Einfetten bekommt die Seidenschnur wieder ihre Schwimmfähigkeit zurück und wird gleichzeitig sanft von pflanzlichen Rückständen befreit. Eine Dose MUCILIN kostet nur wenig und reicht bei normalem Gebrauch sicher für ein Jahr.
NIEMALS eine feuchte oder nasse Seidenschnur fetten, denn dadurch hält man die Feuchtigkeit in der Schnur und diese verrottet!
2. Trocknen
Am Ende eines Fischertages wird die gesamte Fliegenschnur von der Rolle abgezogen und über Nacht trocknen gelassen. Am Morgen danach wird sie wieder eingefettet und auf die Rolle aufgespult - fertig.
Wenn man dazu einen Leinentrockner (wird in mein Programm noch aufgenommen) verwendet, geht das ganze innerhalb weniger Minuten.
Man kann die Seidenschnur aber auch locker auf einer Zeitung auflegen. Auf keinen Fall aber darf man sie auf oder neben dem Heizkörper trocknen!
Eine gut gepflegte Seidenschnur wird es Ihnen mit einem langen Leben (viele Jahre) danken.
3. Reinigen
Einmal im Jahr (idealerweise am Ende der Saison) sollte Ihre Seidenschnur gereinigt werden. Dazu geben Sie einfach in einen Eimer mit lauwarmen Wasser ein wenig mildes Geschirrspülmittel. Geben Sie die Seidenschnur in lockeren Schlaufen für ein paar Minuten ins warme Wasser und ziehen sie anschließend durch Ihre Hände in einen Eimer mit sauberen Wasser. Lassen Sie die Schnur anschließend gut trocknen und fetten sie dann ein - fertig.
4. Aufbewahrung
Wird eine Seidenschnur für längere Zeit - zum Beispiel über den Winter - nicht gefischt, so sollte sie nach einer Reinigung und Pflege mit Schnurfett in einer Schachtel (Phoenix Schnüre werden in einer dafür perfekten Schachtel geliefert) in lockeren Klängen aufbewahrt werden.
Wichtig: Achten Sie auf eine Kennzeichnung, damit Sie immer wissen, welche Schnur in der Box ist!
Setzen Sie Ihre Seidenschnur nicht für längere Zeit großer Hitze aus! Die Hutablage des Autos ist zum Beispiel ein ganz schlechter Platz!
Eine DT beginnt im Laufe des Tages zu sinken.
Wenn Sie Ihre DT an jedem Ende mit einer Schlaufe versehen, so können Sie die Seidenschnur wenden und ohne Probleme weiter fischen. Natürlich muss dafür auch an mindestens einem Ende des Backings eine Schlaufe sein.
Eine WF beginnt im Laufe des Tages zu sinken.
Für diesen Fall sollten Sie von Ihrer Rehhaut zur Autopflege ein kleines Stück opfern und in der Fliegenfischerausrüstung mitführen.
Ziehen sie die Seidenschnur durch das Stück Rehhaut und legen Sie sie in lockeren Klängen (zum Beispiel über einen Busch) ab. Lassen Sie die Seidenschnur eine halbe bis eine Stunde trocknen, dann sollte sie wieder tadellos für eine ganze Weile schwimmen.
Eine Seidenschnur als Sinkschnur verwenden
Man kann eine Seidenschnur sehr leicht als Sinkschnur verwenden, indem man sie nicht fettet. Sie verhält sich dann wie eine Intermediate.
Seidenschnur an einer Kohlefaserrute
Natürlich ist eine Seidenschnur auch an einer Kohlefaserrute verwendbar. Allerdings sollte man dabei den Einsatz von Ruten mit sehr schneller (Spitzen-)Aktion vermeiden, da eine Seidenschnur kaum eine Dehnung aufweist. Dadurch kann auf Dauer die Schnur beschädigt werden.