Herstellung einer GESPLIESSTEN

"Wie wird denn so eine Gespließte gemacht?", "Welches Holz nimmt man dafür? ", .....

So oder ähnlich lauten die Fragen, die immer wieder an mich herangetragen werden.

Der Bau einer Gespließten ist kein Buch mit sieben Siegeln, und hat auch nichts mit Zauberei oder Alchemie zu tun.

Ein guter Freund von mir hat es folgendermaßen beschrieben:

"Der Gespließtenbau ist lediglich Handwerkskunst auf sehr hohem Level". Recht hat er damit, es handelt sich tatsächlich um reines Handwerk in seiner schönsten und ehrlichsten Art, und das alles auf einem sehr hohen Niveau.

material

Nun denn, fangen wir also mit dem wichtigsten Material an, nämlich dem Bambus. Dabei handelt es sich nicht um Holz, denn Bambus gehört genau genommen zu den Gräsern. Davon gibt es viele Arten, und davon wieder unzählige Sorten.

 

"Aha, Bambus hab ich eh schon im Baumarkt gesehen..." oder "Ich hab Bambus im Garten...", ....

So einfach ist das leider dann doch nicht.

Für den Bau einer Gespließten wird nämlich eine ganz bestimmte Art von Bambus verwendet, die aus den chinesischen Provinzen Guandong, Guangxi bzw. aus der nordvietnamesischen Provinz Tonkin - von dem der Bambus auch seinen Namen hat -, stammt. Diese Art ist auch unter Arundinaria Amabilis bekannt.

Selbst wenn man diese Art von Bambus erworben hat, ist noch immer nicht gewährleistet, dass man auch eine noble Gespließte daraus bauen kann.

Ein geeignetes Bambusrohr muss ganz bestimmte Eigenschaften besitzen, damit man es verwenden kann:

Wie zum Beispiel: Das Bambusrohr muss eine Mindestwandstärke aufweisen, muss möglichst gerade sein, darf keine äusseren Beschädigungen wie etwa die sog. "Farmers Mark" haben. Es dürfen keine Schimmel- oder Stockflecken vorhanden sein, Bohrlöcher von Insekten wären ebenso ein Ausschließungsgrund. Die Internodien (die Segmente zwischen den Blattknoten) sollten möglichst lang sein, u.v.m....

Und dann noch das Wichtigste: Es müssen möglichst viele Kraftfasern vorhanden sein, denn erst diese machen eine wirklich hochwertige Gespließte aus.

 


Natürlich kann man mit Bambus allein noch keine Gespließte bauen, es bedarf auch noch anderer Materialien, wie zum Beispiel Nickelsilber (auch Neusilber, Hotelsilber oder Alpaka genannt). Dieses Material zeichnet sich durch sein silberähnliches Aussehen, seine Festigkeit und seine Korrosionsbeständigkeit aus, und ist deshalb für die Herstellung der Steckhülsen wie auch der Metallbeschläge beim Rollenhalter sehr geeignet.

Leider wird dieses Material in der Industrie nicht mehr so nachgefragt, und ist somit auch für uns Rutenbauer immer schwerer zu bekommen. Wer es hat, hütet es wie einen Schatz.


Seide für Gespließte Fliegenrute

Was wäre eine edle Gespließte ohne ihre Ringwicklungen aus feiner Seide. Im Gegensatz zu Kunstfasern, wie sie beim Bau von Kohlefaserruten verwendet werden, kommt beim Gespließtenbau nahezu ausschließlich feine Seide zum Einsatz. Man erkennt das daran, dass dieses Naturprodukt nach dem Lackieren durchsichtig wird.

Ich verwende dafür hauptsächlich feine englische Gossamer Seide.

Zusätzlich verwende ich auch hin und wieder Seide aus einem kleinen französischen Unternehmen und erweitere somit die farblichen Gestaltungsmöglichkeiten.


Kork cork Rutengriff grip Gespließte
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Eines der wichtigsten Materialien ist natürlich feiner Kork für den Rutengriff. Kaum ein Material, das es mit der Rinde der Korkeiche in Beständigkeit, Gewicht, usw. aufnehmen kann. Leider ist wirklich guter Kork mittlerweile sehr schwer zu bekommen. Einer der Gründe dafür ist die Rodung unzähliger uralter Korkeichen.

Man kann natürlich auch günstigen Kork für den Griff verwenden, und anschließend die Löcher verspachteln,  oder man macht sich die Mühe und besorgt den besten Kork, den man bekommen kann. Sortiert diesen viele Male aus und verwendet am Ende nur die besten Stücke.

Bei dem von mir verwendeten Kork wird nichts verspachtelt. Was Sie sehen, ist ausschließlich beste Qualität ohne Spachtelmasse - was ich nicht reinklebe, das kann auch nicht rausfallen.



Zu guter Letzt muss natürlich alles zusammengefügt werden. Dazu sind diverse Kleber, Leime und Lacke erforderlich.


werkzeug

Ohne Werkzeug helfen natürlich auch die besten Materialien nichts.

Was wäre ein Rutenbauer ohne seine Hobel? Die Hobelmesser werden für ein ordentliches Ergebnis rasiermesserscharf geschliffen.

Dabei ist die Beibehaltung eines bestimmten Winkels an der Schneide erforderlich, damit es beim Hobeln möglichst zu keinen Ausrissen an den Spleißen kommt.

Eines der wichtigsten Werkzeuge für den Rutenbauer ist die Hobellehre. Mit Hilfe dieser einstellbaren Hobellehre werden die einzelnen Spleiße auf das endgültige Maß gehobelt.

Auch ohne Messwerkzeuge geht es natürlich nicht, und so dürfen Maßband, Mikrometerschraube, Messuhr und Schiebelehre nicht fehlen.

Dann geht es weiter mit Härteofen, Heißluftpistole, Kompressor, Drehbank, Drechselbank, Fräseinrichtung, spezielle Fräsköpfe für den Rollensitz bei den Rollenhaltern, 4-Fadenbinder zum gleichmäßigen Wickeln der Spleiße, Lackiervorrichtung, Wickelbank.

Weiters benötigt man noch Drechseleisen, diverse feine Messer, Schleifsteine in verschiedenen Körnungen, Raspel, Dremel, ein grobes Messer zum Spleißen, und vieles mehr.

Sie sehen an der Menge des benötigten Werkzeuges, dass sich ein Gespließtenbauer durch viele Berufe bewegt.

 

Hier nur ein kleiner Auszug der  Werkzeuge:

Herstellung

Bambus Spleiße Blank split cane bamboo Tonkin Gespließte
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Ein Bild sagt oftmals mehr, als tausend Worte. So ist es auch hier.

Es beginnt immer mit einem Bambusrohr.

Bereits bei der Auswahl eines passenden Bambusrohres wird - wie bei allen anderen Arbeitsschritten - mit der größten Sorgfalt vorgegangen, da diese Auswahl maßgeblich zu der späteren Qualität der fertigen Gespließten beiträgt.

Dieses Bambusrohr wird in einzelne Spleiße zerlegt (gespleißt). Manche Rutenbauer sägen diese Spleiße aus dem Bambus, ich breche sie entlang des Faserverlaufes einzeln heraus. 

Wurden die einzelnen Spleiße aus dem Bambusrohr herausgebrochen, so wartet natürlich eine Menge Arbeit auf den Rutenbauer. Der Faserverlauf beim Bambus ist in der Regel nicht schnurgerade, somit müssen die einzelnen Spleiße sorgfältig begradigt werden. Sich hier Zeit einzusparen, würde die Qualität der fertigen Gespließten mindern.

Auch müssen die Blattknoten (Ringe beim Bambus) verpresst und geschliffen werden. Sauber gearbeitet hat der Rutenbauer dann, wenn die Stellen der Blattknoten möglichst klein, und die Fasern durchgehend gerade sind.

Anschließend werden die Spleiße in eine dreieckige Form gehobelt, unter Hitze gehärtet  und dann von ihrer äußeren Schicht (Email) befreit. Diese Schicht dient dem Bambus als Schutzschicht, und ist entsprechend schwer zu entfernen.

 

Ist endlich nach viel Mühe und Staub dieser Punkt erreicht, so darf der Rutenbauer eine wohl verdiente Pause einlegen.

 

Bambus hobeln
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Der Bambus ist gehärtet, die Hobellehre ist auf die erforderlichen Maße eingestellt und somit kann das finale Hobeln durchgeführt werden.

Dabei sind natürlich mehrere Faktoren für das Gelingen wichtig: die Hobelmesser müssen perfekt geschärft sein, und der Rutenbauer muss konzentriert und ruhig arbeiten, bis alle Spleiße sauber auf ihr Endmaß gehobelt wurden.

Meine Erfahrung zeigt mir, dass normalerweise nur beim letzten Spleiß etwas schiefgeht (Murphys Gesetz), somit "darf" man wieder zurück an den Anfang.

Gespließte
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Aus den einzelnen Spleißen wurden endlich sauber verleimte, hoffentlich schnurgerade Blanks. Nun sieht das Zwischenergebnis schon ein wenig einer Gespließten ähnlich.

Es müssen diese Blanks natürlich noch von überschüssigem Kleber befreit, und auf eventuelle Unregelmäßigkeiten wie zum Beispiel Leimfugen kontrolliert werden. Auch die Geometrie der Blanks muss kontrolliert werden.

Eventuell ist auch noch ein klein wenig Geraderichten nötig, aber das Gröbste ist geschafft.

Jetzt werden die Blanks sicher - am Besten hängend - verwahrt, dann kann nicht mehr viel schief gehen.

Jetzt ist es an der Zeit, die Steckhülsen aus hochwertigem Nickelsilber herzustellen. Dafür sind eine ganze Menge Arbeitsschritte erforderlich. Es wird gedreht, gebohrt, auf Maßhaltigkeit ausgerieben, poliert,....

Dabei kommt es auf äusserste Genauigkeit an, denn die zwei Teile der Steckverbingung ("männlicher" und "weiblicher" Teil) müssen einerseits die Rutenteile sicher zusammen halten, andererseits müssen sie sich aber auch wieder ohne Probleme lösen lassen. Dabei werden die Gleitflächen auf wenige Tausendstel Millimeter genau eingeschliffen und einpoliert.

Wenn dann ein schönes "Plopp" beim Lösen der Hülsenteile zu hören ist, dann passt alles.

Zum Schluss werden noch die Lamellen geschnitten und von Hand schöne Kronen auf die Lamellen gefeilt - es soll ja auch schön aussehen, da diese Lamellen später unter der Seidenwicklung zu sehen sein werden.

 

Endlich kommt der Moment, an dem die Hülsen montiert werden. Auch hier ist mit größter Sorgfalt zu arbeiten. Zum einen muss eine sichere Verbindung von Blank und Hülse geschaffen werden, zum anderen muss die Hülse exakt ausgerichtet sein. Eine kleine Abweichung, und der Spitzenteil sitzt schief auf dem Handteil!

Aber irgendwann ist auch das geschafft, und die Hülsen sind montiert. Nach dem ersten Lackiervorgang dürfen sich die Blanks wieder ein wenig ausruhen, bis der Lack ordentlich durchtrocknet ist.

Gespließte splitcane Seide silk
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Eine Fliegenrute wäre natürlich ohne Schlangenringe nutzlos. Diese werden bei mir mit feiner, englischer (nach Bedarf auch französischer) Seide angewickelt. Die Farbe bestimmt dabei meist der Kunde.

Damit das Endergebnis nach dem Lackieren der Wicklungen auch tadellos aussieht, muss dabei Wicklung neben Wicklung liegen. Keine Überlappungen, keine Zwischenräume!

 

Cork Kork Split Cane Gespließte
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Auch wenn es mit der Zeit immer schwieriger wird guten Kork zu finden, so bin ich trotzdem stets bemüht, nur die beste Qualität zu verarbeiten.

Natürlich könnte man die groben Poren im Kork verspachteln - das machen auch große, namhafte Hersteller von Angelruten - , aber irgendwann sieht man die verspachtelten Stellen. Ausserdem - was ich nicht reinklebe, das kann nicht rausfallen.

Und so werden von Hand verlesene Korkscheiben gebohrt, verklebt und anschließend  auf die gewünschte Form und Dicke geschliffen.

Rollenhalter reel seat split cane
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Bei der Herstellung des Rollenhalters verwende ich ausschließlich europäische Hölzer. Ich meine, dass dabei die Auswahl groß genug ist, um auf Tropenhölzer verzichten zu können.

Viele Arbeitsgänge sind notwendig, bis ein Rollenhalter montiert werden kann.

Es wird gebohrt, gedrechselt, geschliffen, gefräst,...

Anschließend muss der Rollenhalter noch mehrfach lackiert, geschliffen und poliert werden.

Es werden noch die Metallbeschläge aus Nickelsilber gedreht und poliert, und der Rollenhalter kann montiert werden.

Auf ein kleines aber trotzdem sehr wichtiges Detail darf ebenfalls nicht vergessen werden, nämlich der Hülsenstoppel.

So unscheinbar ein Hülsenstoppel auch sein mag, es ist eine Menge Arbeit, bis er endlich fertig ist.

Das ausgesuchte Holz muss geschnitten, gebohrt und gedrechselt werden. Ein Gewinde für den Korkteil wird eingeschnitten, und das Holz muss mehrfach lackiert, geschliffen und poliert werden - es soll ja nach was aussehen.

Eine Gewindestange für den Korkstoppel wird hergestellt, Kork wird verklebt, gebohrt, auf die Gewindestange geklebt und auf das erforderliche Maß geschliffen. Dann ist auch dieses wichtige Stück fertig.

 

Split cane flyrod Gespließte
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Jetzt muss die Rute noch beschriftet und mehrfach lackiert werden, dann sind ungefähr 40 - 60 Arbeitstunden vorbei und das gute Stück freut sich auf die Bekanntschaft mit einem schönen Fliegengewässer.

 

 

Natürlich gehören auch noch das Rutenfutteral und das Ruten- bzw. Transportrohr zu einer edlen Gespließten, aber das wäre dann eine andere Geschichte.